BREBIT Projekt - Jobkiller oder Jobwunder: globale digitale Arbeitswelt
Wie hat sich Digitalisierung in den letzten Jahren auf verschiedene Branchen wie den Finanzbereich, das Versicherungswesen, die Landwirtschaft, das Baugewerbe, den Einzelhandel, die Bildung, Pflege, Gastronomie,
Wissenschaft, Verwaltung, Politik oder Polizei ausgewirkt? Die Schüler*innen wählen sich zu zweit eine Branche aus und
diskutieren, welche Vorteile es dadurch gibt und welche Probleme gleichzeitig entstanden sind.
Der ortsunabhängige Zugang zu Informationen, Daten und Formularen wird übereinstimmend als Vorteil gewertet;
ebenso die Möglichkeit, präziser, schneller und flexibler arbeiten und entscheiden zu können. Gleichzeitig wird mehr Energie verbraucht. Die Umweltbelastung steigt. Es besteht die Gefahr der Überwachung. Die Automatisierung gefährdet auf der einen Seite viele Jobs. Auf der anderen Seite entstehen neue Jobs in der Hightech- und IT-Industrie. Digitale Geräte können oft nicht selbst repariert werden, die Wartung braucht Fachkräfte. Für die Nutzer*innen entsteht die permanente Notwendigkeit, sich weiterzubilden. Deutschland versucht, mit der weltweiten Digitalisierung mitzuhalten. Doch wie sieht die Lage im Senegal aus? Welche Rolle spielt dort die Digitalisierung? 90 Prozent der Schüler*innen glauben, dass Digitalisierung im Senegal eine geringere Rolle spielt als in Deutschland. Doch weit gefehlt. Mit der „Digital Senegal Strategy 2025“ hat das Land eine zukunftsweisende Digitalisierungsstrategie verabschiedet. Senegal möchte sich zum digitalen Knotenpunkt in Westafrika
entwickeln. In den nächsten fünf Jahren sollen zusätzlich 54 000 direkte Arbeitsplätze im IT-Sektor und 162 000 indirekte Jobs
entstehen. 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sollen aus dem digitalen Sektor generiert werden. Das Land hat sich vorgenommen, neue Datenschutzregelungen zu verabschieden. Sowohl in Deutschland als auch im Senegal beträgt die 4G-Netzabdeckung über 80 Prozent der Landesfläche – eine gute Voraussetzung für digitale Innovationen. Anders als es die Schüler*innen erwartet hatten – gibt es davon im Senegal jede Menge. Dass wir in Deutschland davon so wenig wissen und
ein eher defizitäres Afrikabild haben, liegt nicht zuletzt an den gefilterten Informationen, die wir in den Schulbüchern und in den Medien über afrikanische Staaten erhalten. In einer Kleingruppenarbeit beschäftigten sich die Schüler*innen mit digitalen Innovationen in verschiedenen afrikanischen Staaten. Es gibt eine ganze Reihe von digitalen Innovationen, die von Frauen entwickelt wurden: beispielsweise eine App für Frauen, mit der sie per Knopfdruck einen automatischen Notruf an drei Personen versenden können, wenn sie sich in einer gewaltvollen Situation bedroht fühlen. Oder die Entwicklung von QR-Code-Armbändern, durch die Rettungskräfte schnellen Zugriff auf Informationen zur Blutgruppe und zu Vorerkrankungen
wie Diabetes bekommen. Im Senegal verfügen nur 15 Prozent der Einwohner*innen über ein Bankkonto. Mit der Entwicklung von „Mobile Money-Technologien“ – mobilen Bezahlsystemen, mit denen man Geldbeträge von Handy zu Handy senden
kann – ist es dem Großteil der Bevölkerung erstmals möglich, Geld überweisen und empfangen zu können. Straßenhändlerinnen im Senegal nutzen vor allem WhatsApp für den Kontakt mit ihren Kund*innen. Über den Messengerdienst teilen sie ihnen mit, zu welcher Zeit sie ihren Verkaufsstand an welcher Straßenecke aufbauen. So können sie Stammkund*innen halten und mit einer verlässlichen Nachfrage rechnen. Frauen spielen im Businesssektor im Senegal eine große Rolle, so auch in der Digitalisierung. Über die Vielzahl der Beispiele erhielten die Schüler*innen einen breit gefächerten Einblick in die digitale Entwicklung im Senegal.
Melanie Mechler (Referentin): „Ich schätze
die Digitalisierung als eine der großen Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte ein – mit der Besonderheit, dass diese Entwicklung gleichzeitig überall auf der Welt stattfindet. Ich denke, uns (den Bürger*innen der Einen Welt) bleibt wenig Zeit, die Weichen zu stellen: Digitalisierung als ‚Treiber‘ für mehr globale Gerechtigkeit oder Digitalisierung für noch mehr Macht in den Händen von noch weniger Akteuren.“ Schüler*innen: „Ich finde es beeindruckend, wie die Frauen im Senegal die Digitalisierung nutzen, um mit eigenen sozialen Innovationen etwas für die Gesellschaft zu tun.“